In unseren folgenden Blogeinträgen wird sich alles rund um das Thema Textilien und im Besonderen um Kleidung drehen. Wir werden Euch die einzelnen Produktionsschritte in der Lieferkette zeigen. Auch hoffen wir Euch mit der Übersicht zu verschiedenen Textil-Siegeln weiterhelfen zu können, denn da kann es im Alltag leicht zu Verwirrungen kommen.
Die Herstellungskette einer Textilie beginnt mit dem Design. Wie läuft das heute in den großen Modeunternehmen ab?
Die Textilbranche wird aktuell von der sogenannten "Fast Fashion" dominiert.
Das Konzept "Fast Fashion" bedeutet durch Massenproduktion und Schnelllebigkeit mit geringen Produktionskosten größtmögliche Profite zu erzielen. Früher orientierten sich Unternehmen mit der Anzahl ihrer Kollektionen an den Jahreszeiten, inzwischen bringen sie im Schnitt 15 Kollektionen pro Jahr auf den Markt. Bei diesen Mengen setzen die Hersteller darauf, dass ihre Designer*innen die aktuellen Trends schnell und einfach kopieren.
Dabei verwenden sie verschiedene Materialien tierischen und pflanzlichen Ursprungs, aber auch synthetische Fasern.
Die günstigste aller Textilfasern ist die Baumwolle. Sie wird größtenteils in Indien, China, den USA, Pakistan, Brasilien und Usbekistan angebaut. Der Ernteprozess ist aufwendige Handarbeit, denn jedes Wattewölkchen wird einzeln aus den Knospen gezupft. Diese Arbeit könnte auch von Maschinen erledigt werden, doch für viele Unternehmen sind menschliche Arbeiter*innen billiger als Maschinen und deren Wartung.
Die Zustände auf den meisten konventionell arbeitenden Plantagen sind in vielerlei Hinsicht problematisch. Viel zu oft werden Kinderarbeiter*innen und Minderjährige auf den Baumwollfeldern beschäftigt. Für die Arbeit auf den Feldern gehen manche nur halbtags oder garnicht zur Schule, beenden sie gar frühzeitig, um sich und ihre Familien zu versorgen. 99% der Baumwollbäuer*innen leben in Ländern, die als Entwicklungsländer gelten, in armen Verhältnissen. Jedoch sind sie für 75% aller weltweit geernteten Baumwolle verantwortlich. [1]
Die Watte wird von Hand aus den Baumwollknospen geerntet
Da Baumwolle anfällig für Schädlinge ist, werden auf konventionellen Feldern genmanipulertes Saatgut und Pestizide eingesetzt. Dies führt u. A. zu verseuchtem Grundwasser, Artensterben und Krebserkrankungen in der Bevölkerung. Baumwolle verbraucht riesige Mengen an wertvollem Trinkwasser. So werden ca. die Hälfte aller Anbauflächen künstlich bewässert, was mit Bodenversalzung und einem sinkenden Grundwasserspiegel einhergeht. Oftmals werden auch Flussläufe für die Bewässerung der Felder künstlich umgeleitet; mit fatalen Folgen für Anwohner*innen und Umwelt. Ein prominentes Beispiel für diese Vorgehensweise ist die Geschichte des Aralsees. Mit einer Fläche so groß wie Bayern galt er einst als viertgrößtes Binnenmeer der Welt. Die Umleitungen der Zuflüsse hat 70% des Sees nach und nach verschwinden lassen. Die Anwohner*innen sind auf die natürliche Wasserversorgung der Flüsse und auf den Fischfang angewiesen. Durch die massive Bodenverslazung, die Pestizide im Boden und das Verschwinden des Aralsees sterben immer mehr Fischarten und damit eine wichtige Lebensgrundlage für die Menschen aus.
Die Pestizide werden nicht selten in Deutschland hergestellt und von hier in alle Welt exportiert. Die Sicherheitshinweise auf den Verpackungen sind aber meist nur in englischer Sprache und nicht in der jeweiligen Landesprache gedruckt, sodass viele Bäuer*innen den vorgegebenen Umgang mit den Giften nicht einhalten können, zumal es unter Landwirt*innen im globalen Süden immernoch einen hohen Analphabetismus gibt.
Pestizideinsatz auf einem Baumwollfeld
Eine andere sehr verbreitete und bei Käufer*innen beliebte Textilfaser ist Polyester. Sie ist wohl die am weitesten genutzte Kunstfaser und findet Verwendung in Regen- und Badebekleidung, Sportkleidung, Schuhen, oder Kleidung, die dehnbar sein soll. Diese Kunstfaser wird aus fossilem Erdöl gewonnen. Das Erdöl wird u. A. in den Vereinigten Arabischen Emiraten gefördert. Andere oft verwendete synthetische Fasern sind beispielweise Nylon/Polyamid, Polyacryl, Elasthan und Acetat/Kunstseide.
Mit der Herstellung von Polyester werden nicht nur endliche Ressourcen erschöpft, der Gewinnungsprozess ist zudem mit dem Einsatz gesundheitsgefährdender Stoffe verbunden.
Darüber hinaus verlieren Kunstfasern kleinste Partikel, sog. Mikroplastik, die beim Waschen der Wäsche ins Wasser gelangen und der Umwelt schaden. Mach doch mal ein kleines Experiment in Deinem Kleiderschrank und sieh nach, wie viele Kleidungsstücke Du besitzt, in denen Polyester oder andere Synthetikstoffe
enthalten ist.
Herstellung von Polyester-Garn
Quellen:
[1] Baumwoll-Anbau: http://www.umweltinstitut.org/fragen-und-antworten/bekleidung/anbau-vonbaumwolle.html