12.02.2021
In unserer heutigen Gesellschaft gehören Smartphones längst zum Alltag vieler Personen. Sie dienen zur Kommunikation, Vernetzung, für privaten Kontakt oder für die Arbeit. Einhergehend mit der intensiven Nutzung ist auch die Produktion von Smartphones sehr hoch. Und wie dies oft der Fall ist, hat diese Produktion auch ihre Schattenseiten. Bevor wir aber genauer auf ein paar Fakten bezüglich des Smartphone-Verbrauchs insbesondere in Deutschland schauen, erst einmal eine kleine Bestandaufnahme, um Euch und Ihnen das Ausmaß der Smartphone-Industrie zu verdeutlichen.
- im Jahr 2019 wurden etwa 21,9 Millionen Smartphones in Deutschland verkauft
- für ein neues Smartphone geben Käufer*innen in Deutschland im Schnitt 492 Euro aus
- ein Smartphone wird im Durchschnitt zurzeit zwei Jahre lang genutzt
- 94% der Smartphone-besitzer*innen in Deutschland benutzen ihr Smartphone täglich
- 38% der Smartphone-besitzer*innen schätzen ihre tägliche Smartphone-Nutzung als zu hoch ein
- im Schnitt nutzen 8 von 10 der in Deutschland lebenden Menschen ein Smartphone
Anhand dieser Fakten lässt sich schließen, dass der Smartphone-Verbrauch in Deutschland, wie in einigen anderen westlichen Ländern, sehr hoch ist. Durch die kurze Nutzungsdauer der Geräte und die hohen Verkaufsraten, werden immer mehr und immer wieder neue Modelle auf den Markt gebracht. Allerdings stehen auch hier, wie so oft, Angebot und Nachfrage in Wechselwirkung. Smartphone- und IT-Unternehmen suggerieren ihrer Kundschaft gern, es sei wichtig, das neueste Modell mit größerem Speicherplatz oder besserer Grafikkarte zu kaufen. Dieses Angebot steigert natürlich den Konsum und somit auch die Produktion.
Besonders im globalen Norden ist die Nachfrage nach Smartphones, die den neuesten Ansprüchen entsprechen sollen, sehr hoch.
So muss nach zwei Jahren das neue Smartphone her; aber hauptsächlich, weil es neu ist. Das Alte landet dann meist in der Schublade, obwohl ggf. noch funktionstüchtig. Hinzu kommt, dass eingebaute Software-Fehler in Geräten inzwischen zum Standard geworden zu sein scheinen, was die Entscheidung zu einem Neukauf noch begünstigt. Zweifelsohne ist dieses "Teufelskreisprinzip" von IT-Herstellerfirmen gewollt, um den Umsatz zu steigern.
Obwohl der globale Norden die größte Nachfrage an Smartphones verursacht, wird die Produktion dieser Smartphones zum Großteil in Länder des globalen Südens ausgelagert.
Wie am Anfang erwähnt, steht hinter diesem riesigen Konsum auch ein lange Produktionkette, die oftmals mit problematischen Produktionsbedingungen einhergeht. Auf diese möchten wir im Folgenden näher eingehen.
In einem Smartphone befinden sich bis zu 60 verschiedene Stoffe, darunter etwa 30 Metalle. Auch Edelmetalle wie Gold, Kupfer und Silber sind in kleinen Grammzahlen im Handy verbaut.
Die Metalle werden zum Großteil in China, Südafrika oder zentralafrikanischen Staaten wie der Demokratischen Republik Kongo abgebaut, weil dort diese besonderen Bodenschätze zu finden sind.
Da sich die wertvollen Stoffe in der Erde befinden, geschieht der Abbau der Edelmetalle im Tagebau, also in Minen unter der Erde.
Die DR Kongo ist einer der größten Lieferanten für die benötigten Erze und dennoch eines der ärmsten Länder. Einige der rund 900 Minen im Land werden von bewaffneten Gruppen kontrolliert. Durch den Verkauf der Rohstoffe können die Milizen sich und die bewaffneten Konflikte um die Bodenschätze finanzieren.
Viele Arbeiter*innen in den Minen sehen manchmal tagelang kein Sonnenlicht, weil sie diese Zeit am Stück in den unterirdischen Gängen arbeiten.
Nicht selten werden auch Kinder zur Arbeit in den Minen gezwungen. Da sie eine kleine Körpergröße haben, "eignen" sie sich für die Arbeit in engen Tunneln.
Die Arbeiter*innen müssen unter den unmenschlichsten Bedingungen für umgerechnet ein paar Cent im Monat arbeiten.
In den meisten Fällen gibt es keine richtige Schutzkleidung. Es wird nicht selten mit bloßen Händen gearbeitet, weil es nicht genügend Werkzeug gibt. Auch der direkte, ungeschützte Kontakt mit giftigen Chemikalien wie Quecksilber gehört zum Alltag in den Minen. Dies schadet massiv Haut, Atemwegen und Augen und führt oft zu langwierigen Folgeerkrankungen.
Um Minen für den Abbau der Rohstoffe bauen zu können, werden Rodungen von Regenwäldern und die Zerstörung des Umlands sowie Vertreibungen von Anwohner*innen in Kauf genommen.
Neben neuen Siedlungen für die Arbeiter*innen entstehen auch neue Straßen für den Abtransport der Rohstoffe. Dadurch nehmen auch die Müllverschmutzung und die Bodenversiegelung rund um die Minengebiete zu.
Der Einsatz von Quecksilber, um die Erze vom Gestein zu trennen, ist eine zusätzliche Belastung für die Natur. Das giftige Element wird meist ohne Sicherheitsvorkehrungen eingesetzt und kann schnell in Boden und Gewässer gelangen.
Aufgrund von Rodungen und Wilderei sind z.B. Berggorillas in Zentralafrika vom Aussterben bedroht.
Die Herstellung von technischen Geräten erfordert überraschender Weise auch heute noch viel Handarbeit. Diese wird in Montagefabriken, meist in China und Indien, durchgeführt.
Da die Produktion quasi am Fließband abläuft, können die einzelnen Arbeitsschritte von ungelernten Arbeitskräften erledigt werden. Dies macht die Arbeiter*innen austauschbar und führt zu sehr niedrigen Löhnen.
Oft leiden die Arbeiter*innen unter stark gesundheitsgefährdenden Arbeitsbedingungen und müssen unverhältnismäßig viele Überstunden verrichten, um ansatzweise genug zu verdienen.
Die meisten Menschen, die in Montagefabriken arbeiten sind Frauen.
In der nächsten Woche möchten wir deshalb mögliche Alternativen zu diesem System aufzeigen und genauer darauf eingehen, was mit den Smartphones passiert, wenn sie nicht mehr genutzt werden.